Der Grundstein des Bildarchivs wurde 1917 mit dem Beschluss zur Einrichtung einer „Lichtbilderei“ (Protokoll des Xaverius-Vereins vom 25. Juni 1917) gelegt, zeitgleich mit der Gründung der Bibliothek.
Anlass für die Schaffung einer solchen Lichtbilderei war die rege Nachfrage seitens Pfarrern und Vereinsleitern, die sich zur Unterstützung ihrer Arbeit „Missionslichtbilder“ wünschten. Der Xaverius-Verein sah diese neue Abteilung daher als eine weitere Stütze für ihr Bestreben, die Aachener Zentrale zu einem „Brennpunkt seiner gesamten Wirksamkeit“ zu machen. In der Ausgabe „Die Weltmission der katholischen Kirche” vom September 1917 ist zu lesen: „Als solche ist sie [die Zentrale] mit allen Einrichtungen ausgestattet, die der Größe und Bedeutung des Vereins entsprechen, sowie dem Aufschwung und der Entwicklung unserer großen Missionsorganisation förderlich sind.“ Als erster Etat wurden daher der Lichtbilderei großzügige 1.000 Mark angewiesen.
Es wurden Bildserien, die zwischen 60 und 90 Bilder umfassten, zusammen mit begleitenden Textheften gegen eine Gebühr verliehen. Diese illustrierten verschiedenste Themen missionarischer Arbeit, und das auf allen Kontinenten. Fast alle missionierenden Orden Deutschlands waren an der Erstellung beteiligt. So entstanden ebenso Bildserien über die Orden und ihre Arbeit wie auch zu Themen wie „Frauenleben im Missionsland“, „Der Missionar als Arzt“ oder „Die Mission in der Kunst“.
Die Lichtbildserien erfreuten sich großer Beliebtheit, und da die Kriegszeiten nicht die Erstellung einer großen Anzahl davon erlaubten, riet man den „hochwürdigen Herrn Pfarrern und Vereinsleitern dringend, sich die gewünschten Serien schon jetzt zu sichern.“ Bis in die 1940er Jahre hinein wurde dieser Dienst angeboten und erweitert.
Ab den 1950er Jahren verlagerte sich das Interesse auf Reportagebilder. Für die Missionen unternahmen Ordensleute und professionelle Fotografen Reisen durch die Missionsländer. So besitzt das Bildarchiv zum Beispiel aus den Jahren 1952/53 die Bilder des anerkannten Schweizer Fotoreporters Bernhard Moosbrugger, der im Auftrag der katholischen Missionen Indien bereiste.
Seit den frühen 60er Jahren entsandte das Päpstliche Werk für die Glaubensverbreitung (PWG) eigene Fotografen bzw. Fotojournalisten, die mehrmals pro Jahr Reportagereisen unternahmen, um die hauseigenen Publikationen zu bebildern. Dr. Kurt Vaessen, Hansjosef Theyssen und andere, allen voran aber der Fotograf Karl-Heinz Melters trugen seitdem und bis Ende der 90er Jahre den Bestand des Bildarchivs von ca. 100.000 Farbdias und etwa 220.000 Schwarzweiß-Fotos zusammen. Diese Fotos zeugen von der Arbeit der Missionare und Laien auf allen Kontinenten ebenso, wie sie Einblicke in den Alltag der Menschen bieten, unter denen die Mitarbeiter der Kirche lebten und wirkten.
In einer Zeit, in der die Länder der sogenannten „Dritten Welt“ durch die Medien oft eher negativ als bloße Krisengebiete dargestellt wurden, wollte das Bildarchiv mit seinen Beständen bewusst einen anderen Blickwinkel anbieten. Ohne die hässlichen Seiten der Realität auszublenden, zeigte sich durch das Objektiv von K. H. Melters eine Welt auch jenseits von Hunger, Krieg und Armut. Über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren ist sie festgehalten in seinen Aufnahmen, die offenkundig von Sympathie und ehrlichem Interesse für die Menschen reden, die ihm begegneten und die versuchen, dieselbe Offenheit und Neugier auch beim Betrachter zu wecken. Zeitweise auch über Agenturen vermarktet, halfen die Fotos des Bildarchivs so, nicht nur in den Publikationen des PWG/missios, sondern auch in Büchern, Zeitschriften und Tagespresse den Blick auf jene Länder ein wenig zurechtzurücken.
Der Jahrtausendwechsel war auch für das Bildarchiv eine Zeit der Umbrüche. Es gab erstmals keinen hauseigenen Fotografen mehr, und das Bildarchiv wurde von seiner langjährigen Anbindung an die Redaktion der missio-Zeitschrift „missio aktuell“ abgekoppelt. So kehrte es nach mehr als 80 Jahren zu der Bibliothek zurück, mit der es 1917 gemeinsam eingerichtet worden war. Heute ist das Bildarchiv Teil von mikado. Auch die Zeit von Farbdias und Schwarzweiß-Fotos, aus denen sich der Bestand bis dahin zusammengesetzt hatte, war mehr oder weniger vorbei, die digitale Fotografie hatte Einzug gehalten, und seither sind es die Aufnahmen selbstständiger Fotografen, die im Auftrag missios Reportagereisen machen, um die aktuelle Situation der Kirche weltweit einzufangen. Ihre Bilder der Gegenwart zeigt das Bildarchiv gemeinsam mit denen der Vergangenheit in einer Bild- und Mediendatenbank, die die Aufnahmen aus ca. sechs Jahrzehnten zusammenfasst.